Wenn Kinder und Jugendliche Gewalt ausüben – nicht nur körperlich, sondern gerade auch psychisch/verbal – sind klare Grenzen angemessen. Denn herausforderndes Verhalten verletzt nicht nur Regeln, sondern Menschen!
Aber wie entscheiden, wann „Schluss“ ist? In der Weiterbildung zum Systemischen Deeskalationscoach lernen die Teilnehmer, wie konfrontative Pädagogik auf Grenzüberschreitungen und Provokationen antwortet – ohne mit einem klaren Nein zum Verhalten das eindeutige Ja zum Kind / Jugendlichen aufzugeben.
Übersicht:
1. Der Systemische Deeskalationscoach
Die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit grenzüberschreitenden, gewaltbereiten Kindern und Jugendlichen hat sich zu einem Dauerthema mit spezifischen Belastungsproben für pädagogische Fachkräfte entwickelt. Deren Überforderung ist hierbei keine Seltenheit. Auf der Basis gelebter Wertschätzung bietet diese Weiterbildung einen Ansatz der Gewaltbearbeitung und Gewaltprävention.
In der berufsbegleitenden Zusatzqualifikation werden verschiedenen Methoden der konfrontativen Pädagogik zu einem im Alltag praktikablen und erfolgreichen ganzheitlichen Arbeitsstil gebündelt. Neben der persönlichen Kompetenzerweiterung berücksichtigt das Qualifizierungskonzept auch Fragen der Organisationsentwicklung, denn ein abgestimmter und effektiver Ordungsrahmen in Einrichtungen und Verbänden trägt zur Prävention und Minderung aggressiver Verhaltensweisen bei.
2. Zielgruppen
(Sozial)Pädagogische Fachkräfte aus den Arbeitsfeldern
Eine geeignete pädagogische Ausbildung und/oder Erfahrung in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen ist Voraussetzung.
3. Inhalte und Ziele
Sie werden zum Systemischen Deeskalationscoach ausgebildet. Die Qualifikation verbindet theoretische Hintergründe und praktische Methodenanwendung. Sie ist vor allem praxis- und selbsterfahrungsbezogen angelegt. So werden konfrontative Interventionsstrategien geübt und auch selbst erfahren. Die Selbsterfahrung bringt den Teilnehmenden Sicherheit im Umgang mit grenzüberschreitenden, gewaltbereiten Kindern und Jugendlichen. Oberstes Ziel ist die Opfervermeidung!
Die Ziele sind:
Themenschwerpunkte sind:
4. Zeitumfang und Zertifikat
Die Fortbildung umfasst 64 Lehreinheiten (an vier zweitägigen Präsenzeinheiten). Durchführung eines Projektes in Kleingruppen innerhalb der eigenen Einrichtung und anschließender Auswertung und Präsentation. Sie schließt mit dem Zertifikat "Systemischer Deeskalationscoach" ab.
Die Weiterbildung umfasst vier aufeinander aufbauende Module á 2 Tage, welche sowohl als zusammenhängendes Paket, als auch in einem Zeitraum von 2 Jahren einzeln gebucht werden können:
Modul 1:
“Verstehen, aber nicht einverstanden sein!” – Professionieller Umgang mit grenzverletzendem Verhalten von Kindern und Jugendlichen
...richtet sich an ErzieherInnen und Pädagoginnen in den Arbeitsbereichen Elementarpädagogik, stationäre Jugendhilfe, teilstationäre Jugendhilfe, OGS, offene Kinder- und Jugendarbeit und Schulsozialarbeit und vertritt die Annahme, dass jugendliche und junge Erwachsene Intensivgewaltstraftäter nicht erst im jugendlichen Alter durch aggressive Verhaltensweisen und massive Grenzverletzungen auffallen, sondern diese oft bereits in der Schule oder sogar im Vorschulalter zeigen. Dabei werden häufig nicht nur Grenzen, sondern auch Menschen verletzt.
Hier ist professionelle Haltung gefragt!
In diesem Modul lernen die pädagogischen Fachkräfte die Ursachen für herausforderndes Verhalten von Kindern und Jugendlichen zu verstehen und gleichzeitig Grenzen aufzuzeigen, ohne dabei den positiven Kontakt zum Klienten zu verlieren.
Die Bedeutsamkeit von Regeln und der eigenen Haltung werden inhaltlich genau so thematisiert, wie der kommunikative Status und die sog. Shortcut- und Impactmethoden aus dem Psychodrama. Teamwork, Kommunikation und Fachverständnis werden in diesem Modul über das eigene Erfahren praxisnah vermittelt und gefestigt.
Leitung und Durchführung des Moduls: Ingo Melzer
Modul 2 (Tag 1):
“Von Haltung, Herz und Hurensöhnen” – Warum kämpfen nicht böse ist!?
... die körperliche Auseinandersetzung ist eine kindgemäße Handlungsweise, durch die Kinder in direkten Körperkontakt zu ihren Mitmenschen treten. Dafür sollte im pädagogischen Alltag Raum und Zeit geschaffen werden.
Sie befriedigen dadurch verschiedene menschliche Urbedürfnisse:
In den verschiedensten Situationen kann man Kinder beobachten, wie sie miteinander ringen und kämpfen. Diese spielerischen Auseinandersetzungen sind für die psychische, soziale und körperliche Entwicklung von Kindern bedeutsam.
Problematisch für die kindliche Entwicklung wird es allerdings, wenn Fähigkeiten, Kenntnisse, Einstellungen und Gelegenheiten fehlen, Zweikämpfe in kontrollierter und verantwortungsvoller Form auszutragen.
Das verantwortungsvolle, regelbewusste Kämpfen im pädagogischen Alltag gibt Kindern und Jugendlichen die Gelegenheit, wichtige soziale Erfahrungen zu machen, Vertrauen in die eigenen Kräfte zu entwickeln und ihr Bewegungsrepertoire zu erweitern.
Kinder und Jugendliche lernen beim Zweikämpfen das Umgehen mit eigener und fremder Aggression, sie erfahren unmittelbare körperliche Kraft, sie lernen das Verarbeiten von Sieg und Niederlage, sie entwickeln Selbstdisziplin und verbessern ihre Wahrnehmungsfähigkeit im Umgang mit anderen. Im Gegeneinander muss es dabei immer fair, nach Regeln und ohne Verletzungen zugehen.
Leitung und Durchführung des Moduls:
Ingo Melzer
Modul 2 (Tag2):
“Aus der Praxis – für die Praxis!” – Erste Hilfe für den pädagogischen Alltag
Erste Hilfe am Kind/Jugendlichen ist immer ein etwas schwieriges Thema - besonders im pädagogischen Alltag.
Was ist zu tun, wenn ein Kind/Jugendlicher durch einen Unfall oder einer Gewaltanwendung zu Schaden kommt? Die Angst, in einer Notfallsituation etwas falsch zu machen, ist bei pädagogischen Fachkräften oft sehr groß. Je nach Lage kann es bis zu 12 Minuten dauern, bis ein geeignetes Rettungsmittel vor Ort ist.
Aus diesem Grund ist ein genau auf Kinder und Jugendliche zugeschnittenes Notfallseminar von Berufsrettungskräften „Aus der Praxis für die Praxis“ in dem 2. Modul der Weiterbildung zum „Systemischen Deeskalationscoach“ enthalten.
Dabei werden nicht nur die offiziellen, von der Berufsgenossenschaft und Unfallkasse geforderten Inhalte zum Zertifikat vermittelt, sondern zusätzlich auch leicht anwendbare Techniken, Tipps und Tricks aus der Praxis der Notfallsanitäter von „Save-Kids-Life MK“.
Ein AED (automatisierter externer Defibrillator ) Training zur Laiendefibrillation am Kind mit neusten Gerät&Trainer ist im Seminar inbegriffen.
Kindeswohlgefährdung wird leider immer ein Thema in Ihrem und unserem Beruf bleiben. Hinweise oder Informationen über Handlungen gegen Kinder und Jugendliche oder Lebensumstände, die das leibliche, geistige oder seelische Wohl des Kindes oder Jugendlichen gefährden, unabhängig davon, ob sie durch eine missbräuchliche Ausübung der elterlichen "Erziehung", Umfeld, Familie oder andere Kinder stattfindet werden besprochen.
Sie vermitteln den pädagogischen Fachkräften die Sicherheit, die sie für souveränes Auftreten in einer solchen Notfallsituation benötigen. (Zertifizierung nachDGUV (Berufsgenossenschaft und Unfallkasse) je nach Kursformat)
Leitung und Durchführung des Moduls:
Jana Wetekam Notfallsanitäterin/Praxisanleiterin
Stefan Becker Notfallsanitäter/Praxisanleiter
Modul 3:
“Incredible Adventures” – Abenteuerpädagogik / von Kanus und Alpakas
Abenteuerpädagogik nutzt, wie auch die Erlebnispädagogik (Gruppen-)Erfahrugnen vornehmlich in der Natur (Wald, Gebirge, Gewässer), um die Persönlichkeit und soziale Kompetenzen zu entwickeln. Hauptelement ist das Abenteuer, eine “risikoreiche” Unternehmung oder ein Erlebnis, welches sich deutlich vom Alltag unterscheidet. Es geht um das Verlassen des gewohnten Umfeldes, der eigenen Komfortzone und des sozialen Netzwerkes, um etwas “Waghalsiges” zu unternehmen, bei dem der Ausgang ungewiss erscheint!
Abenteuer- und Erlebnispädagogik beschränken sich dabei nicht auf Methoden wie Klettern oder Kanufahren. In unserm Modul 3 erfahren die pädagogischen Fachkräfte den Wert von abenteurpädagogischen Elementen und Angeboten und wie sie den Transfer dieser Erfahrungen in den Praxisalltag integrieren. Dieses Modul wird hauptsächlich gestaltet von Wolfgang Huwe und seinem Team der Rauszeit - Draussen*Klettern*Erleben organisiert und durchgeführt.
Wir sind überzeugt, dass OUTDOOR-Trainings einen hohen Nutzen für das Team und jeden einzelnen Teilnehmer bieten. Die intensiven Erlebnisse in der Natur führen zu authentischem Verhalten. Herausgelöst aus dem alltäglichen Kontext werden verkrustete Rollen hinterfragt, neue Erfahrungen gesammelt und in den Alltag transferiert - für Erkenntnisgewinn und nachhaltige Entwicklung der personalen und sozialen Kompetenzen.
Klettern verstehen wir dabei als Chance, gedankliche Barrieren und Ängste zu überwinden, Selbstvertrauen und Körperbewusstsein zu erfahren sowie Teamfähigkeit und Verantwortungsgefühl zu entwickeln.
Leitung und Durchführung des Moduls:
Ingo Melzer
Wolfgang Huwe
Rauszeit - Draussen*Klettern*Erleben
Modul 4:
SAK – Souveränes Auftreten in Konfliktsituationen – SelbstFAIRteidigung und Bodyspeaking
Konfliktbewältigung bei grenzüberschreitendem Verhalten von Kindern und Jugendlichen verlangt nach einer klaren Haltung und Souveränität. Die Stärkung spezifischer Kompetenzen von Lehrkräften und pädagogischen Fachkräften ist Ziel und Inhalt der Fortbildung “SAK – Souveränes Auftreten in Konfliktsituationen”.
Der methodische Umgang mit schwierigen Situationen wird genau so trainiert, wie eine zielführende, klare Kommunikation und Gesprächsführung.
Konfliktentstehung und –bewältigung, der Umgang mit Störungen und Provokationen und das Bestehen im Umgang mit sog. Kommunikativen Statuswippen werden unter Einbeziehung theoretischer Grundlagen der konfrontativen Pädagogik, Kommunikationsmodell KEB nach Rhode und Meis, sowie in speziellen Situationstrainings am Alltag orientiert verdeutlicht.Dabei soll über Körpersprache in Mimik und Gestik, selbstsicherem Auftreten und klarer, zielführender Gesprächsführung in Krisen- und Konfliktsituationen deeskalierend eingewirkt werden.
Die Wirkung der eigenen Körpersprache wird durch den integrierten Selbstverteidigungskurs (optional) unter Anwendung der “sanften Mittel der Selbstverteidigung” verstärkt und kommen zur Anwendung, wenn herkömmliche Deeskalationstechniken nicht mehr ausreichen.
Dabei ist die Möglichkeit eigene Grenzerfahrungen in Stresssituationen zu erleben und die eigenen Grenzen zu überwinden, gegeben.
Leitung und Durchführung des Moduls:
Ingo Melzer
Patrick Kolleger (Deutscher Krav Maga Verband)
Rechtliche Grundlagen:
Polizei NRW
5. Fortbildungsträger und Referent
Ingo Melzer ist bundesweit im Rahmen von Gewaltprävention tätig und bietet Schulungen, Fort- und Weiterbildungen für Pädagogen in Zusammenarbeit mit zahlreichen freien und öffentlichen Trägern, sowie verschiedenen Bildungsträgern und Fachschulen für Sozialpädagogik an.
Er ist ein vom IKD zertifizierter Trainer mit langjähriger Praxiserfahrung und Zusatzqualifikationen.
Leitung der Zusatzqualifikation:
Ingo Melzer
Externe Referenten: Bereich Erste Hilfe / gesundheitliche Folgen von Gewalteinwirkung:
Jana Wetekam
Stefan Becker
Je nach gefoderten Kursformat kann auch eine Erste Hilfe Ausbildung gemäß der DGVU Vorgaben der Berufsgenossenschaft und der Unfallkasse (Zertifikat wird jeder Teilnehmerin / jedem Teilnehmer zusätzlich ausgehändigt!) absolviert werden.
Bereich Erlebnispädagogik/ Tierpädagogik:
Wolfgang Huwe
Daniel Hischke
Systemische tiergestützte Pädagogik
Daniels kleine Farm Castrop-Rauxel
6. Kosten und Vereinbarungen
Die Fortbildungsgebühren betragen 1.260,- Euro pro TN und sind bei Anmeldung zu entrichten. Wenn die persönlichen Voraussetzungen für den Bildungsscheck-NRW gegeben sind, kann dieser für die Weiterbildungskosten beantragt werden. www.bildungsscheck.com
Die Kosten für Unterbringung und Verpflegung sind bei der Akademie Klausenhof zu erfragen und extra zu entrichten (Unterbringung Vollpension und EZ mit Bad liegt derzeit bei 80 – 90,- Euro, je nach Paket).
Inhouse-Fortbildungen sind bei individueller Preisabsprachen ab einer Teilnehmerzahl von 12 Personen möglich.
Die Zulassung zur Fortbildung erfolgt nach der schriftlichen Anmeldung mit der beigefügten Vereinbarung durch eine Zulassungsbestätigung.
Der/Die TeilnehmerIn verpflichtet sich mit der schriftlichen Anmeldung zur Teilnahme an der gesamten Fortbildung und zur Bezahlung der gesamten Fortbildungskosten.
Für Versicherungsschutz (Unfall, Krankheit) sorgen die TeilnehmerInnen selbst.
Es gelten die AGBs www.ingo-melzer-coaching.de
7. Termine
Vier Einheiten à zwei Tage ( jeweils 09.30 – 16.00 Uhr) an folgenden Terminen:
- werden individuell vereinbart; auch am Wochenende (Freitag + Samstag) möglich.
8. Fortbildungsort
Individuell; wird vor Kursbeginn bekannt gegeben; auch als Inhaus-Schulung möglich.
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet.
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
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